Geschichte eines Stadtteils – Industriemuseum Geschichtswerkstatt Lübeck Herrenwyk

Heute besuchten wir ein Museum und seinen Stadtteil, einen Stadtteil und sein Museum. Das Industriemuseum Geschichtswerkstatt erzählt uns vom Leben und Arbeiten der vergangenen 100 Jahre im Lübecker Ortsteil Herrenwyk an der Trave.

 

Ich weiß nicht, wie oft ich damals über die Herrenbrücke und auch heute durch den mautpflichtigen Herrentunnel in Lübeck gefahren bin. Die Strecke kennt man. Heute bog ich aber vorm Tunnel ab und der Weg führte geradewegs in den Ortsteil Herrenwyk, der zu Kücknitz gehört. Sofort fiel mir ein Haus auf, auf dem in großen Lettern über der Tür “Badehaus” steht und vor der Tür ein Schild das auf irgendwas mit Chemie hinwies. Soweit konnte ich es beim vorbei fahren erspähen, ich hoffe es richtig erkannt zu haben, kam es mir doch sehr widersprüchlich vor.

Wir bogen ab in eine Häusersiedlung. Auf einmal sah gar nichts mehr wie Lübeck aus. Irgendwie war es architektonisch unbekanntes Terrain. So richtig an etwas fest machen konnten wir es nicht, aber es fiel uns gleich auf: diese Gegend ist anders. Ich fand die Häuser irgendwie flacher, ansonsten wusste ich auch nicht so recht, was hier anders ist.

Wieder diese großen Lettern: Kaufhaus. Die Schaufenster sind dekoriert mit Gegenständen aus der vergangenen Zeit. Ein Plakat weißt daraufhin, dass hier das Museum und nicht wirklich ein Supermarkt zu finden ist. Während ich noch schnell ein Foto mache, spaziert mein Freund schon einmal hinein. Als ich dazu komme, geht er schon der Frage auf den Grund, warum hier die Häuser “anders” sind. Der nette Mann vom Museum erklärt, dass die Häuser für die Arbeiterkolonie des Hochofenwerks erbaut wurden. Die Architekten versuchten darauf zu achten, dass zwar alle Häuser ähnlich, aber nicht gleich sind. Somit sind alle Häuser am Dach immer ein bisschen anders.

Außerdem sind die Straßen und Häuser nicht symethrisch angelegt, so dass durch die leichte Verwinkelung, nicht alles einsehbar war. Die für die Gegend typischen Schuppen hinterm Haus bauten die Arbeiter selbst dazu. Auf einer Tafel stand, dass diese im Winter auch den Schnee bremsten, der zum Teil den Weg in die Küche schaffte, welche im Eingangsbereich lag.

 

Früher das Kaufhaus der Werkskolonie des Hochofenwerks, heute das Industriewerkstatt Geschichtswerkstatt Lübeck

 

Kernthemen des Museums sind nicht, wie der Name des Ortsteils frei übersetzt vermuten mag, der Fischfang in der “Heringsbucht”, sondern das ehemalige Hochofenwerk in Herrenwyk und die ehemalige Flenderwerf in Siems. Der Werdegang der großen Betriebe, das Leben drumherum und das Was und Wie wurden in dem kleinen Museum erklärt und dargestellt. Es gibt viele, auffällig gut erhaltene Details, besonders aus dem alltäglichen Leben. Die Ausstellung umfasst eine Vielzahl von Alltags- und Arbeitsgegenständen, die ich besonders spannend finde. Am Liebsten hätte ich die Kinokamera mal ausprobiert, um einen kitschigen Film anzuschauen und das rattern der Räder zu hören, die den Filmstreifen bewegen.

1986 gründeten Bürger/innen den “Verein für Lübecker Industrie- und Arbeiterkultur”, um im ehemaligen Kaufhaus der Werkskolonie dauerhaft das industriegeschichtliche Museum mit unterstützen zu können.

Viele Anwohner haben hier ein Stück ihrer Geschichte mit eingebracht. Einiges lagert noch, wie in vielen Museen, im Keller. Durch Sonderaktionen werden weitere Gegenstände gezeigt und andere, zum Museum passende Themen behandelt.

 

Gestern im Chemielabor…

 

Wir konnten ganz in Ruhe alles anschauen. Vor allen Dingen “ganz in Ruhe”, weil sonst kein anderer da war. Das ist sehr schade, weil es wirklich interessante Dinge zu sehen gibt. Außerdem finde ich Geschichten einer Region immer spannend. Ich bin froh, das Museum entdeckt zu haben. Nach dem Besuch dort bin ich noch ein wenig durch die Straßen gegangen. Hier weisen die Straßennamen wie Eisen- Brenner- oder, wo sich auf das Museum befindet, die Kokerstraße auf das hin, was hier einmal gewesen ist. Außerdem hatte man noch die Fotos der Häuser und Gärten im Kopf, die vor Jahrzehnten geschossen wurden und stand nun vor den gleichen Häusern im heute.

 

Möllerung, Kohlenmühle, Dampfpfeife, Kokerstraße, Zum Windererhitzer, Güldene Straße….. Die Straßennamen erinnern noch an die Zeiten des Hochofenwerks, dass hier einmal in Herrenwyk war

 

Mein Freund merkte nach unserem Besuch an, dass mehr Multimedia schön gewesen wäre. Erst dann ist mir auf gefallen, dass es das gar nicht gab. Ich bin nun in einigen Museen gewesen und immer lief ein Film oder etwas wurde an eine Wand gebeamt. Mein Freund hatte sich über sein Smartphone einige Videos von der Homepage des Museums angeschaut, die sehr repräsentativ und interessant sind. Vielleicht gibt es in Zukunft eine Möglichkeit diese auch vor Ort mit einzubauen. Das wäre doch eine gute Idee.

Eintritt beträgt 4,-€ für Erwachsene

Geöffnet ist Freitags von 14 bis 17 Uhr und am Wochenende von 10 bis 17 Uhr

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