Graukraniche, oder auch nur Kraniche genannt, halten jedes Jahr im Frühling und im Herbst rast in teilen Norddeutschlands. So wie hier auf der Boddeninsel Kirr bei Zingst. Dieses Naturschauspiel wollte ich mir in diesem Jahr nicht entgehen lassen. Komm, flieg doch ein Stück mit!
Der Graukranich ist mit ca. 120 – 130 cm bloß einen Kopf kleiner als ich und somit einer der größten Vögel Europas. Außerdem ist er scheinbar genauso reiselustig, wie ich. Jedes Jahr ziehen die Kranichfamilien von Skandinavien (im Sommer) über Norddeutschland und Polen (im Herbst und Frühjahr) in den Süden nach Südspanien und Nordafrika (über Winter) und zurück. Die Schweden haben dem Vogel die Bedeutung von Glück gegeben, da er im Frühjahr das Licht mitbringt und die Tage dort länger werden.
Kraniche halten Rast in Zingst
Die Boddenregion Darß-Zingst und Rügen bietet Familie Kranich eine Zwischenstation auf Ihrer Europareise. Auf den Feldern Mecklenburg-Vorpommerns finden sie tagsüber Futter und kommen anschließend zum sicheren Schlafen auf die naturgeschützten Inseln der Region geflogen. Hier haben Sie kaum Feinde, da Tiere, wie der Fuchs, hier nicht zuhause sind.
Kraniche im Flug
Der Ein- und Ausflug der Kraniche zum Schlafplatz ist ein wunderbares Naturerlebnis. Er lockt zweimal im Jahr viele Schaulustige und Naturfotografen an. Ein guter Grund mal wieder nach Zingst zu kommen. 10.000nde Vögel sollen Ende September / Anfang Oktober in der Gegend landen. Ich war mit Mitte September noch etwas früh dran, aber dennoch sehr beeindruckt von den großen Vögeln, ihren Flugformationen und ihren kräftigen Flügelschlägen. Die Flugformationen entstehen dadurch, dass die Vögel in einer Gruppe fliegen und die Aerodynamik der Winde ausnutzen. Ein älteres Tier fliegt meist vorweg. Sie fliegen immer die gleichen Routen ab. Daher kann man gut Aussichtspunkte auf die Einflugschneisen festlegen.
Mit dem Raddampfer auf Kranichfahrt
Um die Graukraniche gut sehen zu können, habe ich mich für die Kranichtour mit dem Raddampfer der Reederei Poschke auf dem Zingster Strom entschieden. Diese dauert etwas über 2 Stunden. Der Raddampfer tuckert einmal zum Barther Bodden und wieder zurück, fast bis zur Meiningenbrücke. Unterwegs erhält man Infos über Lautsprecher zu den Tieren und anderen Boddenbewohnern.
Der Raddampfer drosselt das Tempo und versucht sich durch Drehung des Bootes auf der Stelle zu halten. Dann wird auf einmal gespannt gewartet. Der Mann im Lautsprecher gibt Hinweise, wo die Vögel gerade einfliegen werden. Meist sieht man erstmal gar nichts, dann ganz kleine Punkte und auf einmal sind die Vögel gut zu erkennen. Bei jeder Kranichgruppe freuen sich alle Passagiere und knipsen wie verrückt mit ihren kleinen Kameras und Smartphones los. Es ist aufregend und schön zu gleich.
Die Sonnenuntergänge an der Küste sind im Herbst so traumhaft. Sie verzaubern den Himmel mit vielen verschiedenen Pastelltönen und Wolkenschattierungen. Auf der anderen Seite lässt sich bereits der Mond blicken. Die Silhoutte der Kraniche im Abendrot ist das perfekte i-Tüpfelchen für einen Ausflug von Naturliebhabern. Der Titel Vogel des Glücks trägt das Tier also zu Recht, denn glücklich ist man sicherlich, wenn der Vogelzug direkt an der Sonne vorbei über einen hinweg fliegt.
Einflugschneise Zingst
In Zingst fliegen die Kraniche ungefähr bei der Meiningenbrücke zwischen Barth und Zingst und Richtung untergehender Sonne ein. Zumindest kann ich es vom Ausflugsraddampfer MS River Star auf dem Wasser so beschreiben. Wenn man die Route ungefähr kennt, braucht man nicht extra eine Bootstour wegen der Vögel buchen. Auf Wegen gibt es Aussichtsplattformen. Es wird ausdrücklich ermahnt, dass man sich dem scheuen Vogel nicht zu sehr nähern sollte. Er ist sehr schreckhaft. Hebt er plötzlich den Kopf, dann bist Du zu nah. Dennoch muss ich sagen, war auch die Bootstour informativ und schön.
Kranichfahrten von Zingst aus mit MS “River Star” im September und Oktober 2018 – Täglich ab Hafen Zingst – Kosten für die Kranichfahrt lag bei 15,-€ pro Person.
18.00 Uhr (01. Sept. – 09. Sept.)
17.30 Uhr (10. Sept. – 23. Sept.)
17.00 Uhr (24. Sept. – 07. Okt.)
16.30 Uhr (08. Okt. – 27. Okt.)
15.00 Uhr (ab 28. Okt.)
Kleiner Tipp – Sehen statt Knipsen:
Wenn Du kein Teleobjektiv zum Fotografieren hast, entspann dich, lehne dich zurück und genieße dieses Naturerlebnis mit Deinen eigenen Augen. Die Bilder mit dem Smartphone werden eh nichts. Warum dann die Welt aus dem Telefon betrachten, statt durch die Wirklichkeit? Ich hatte ein 400er-Teleobjektiv ohne Stativ mit. Die Bilder sind ganz ok geworden. Weniger Brennweite hätte es aber nicht sein dürfen 😉 Die Reederei leiht auch gerne gegen 1,-€ Ferngläser aus. Dann verwechselst Du die Graukraniche auch nicht so schnell mit ein paar Wildgänsen…
Es gibt zahlreiche Informationsmöglichkeiten und Programmpunkte zum Thema Kraniche in der Gegend:
Kranich- Infomobil , 2 Ranger informieren über die Graukraniche
Vorträge, Führungen etc. bietet der Kur- und Tourismusservice Zingst an
Veranstaltungen über die Seite des Nationalpark Vorpommernsche Boddenlandschaft HIER
Fotoworkshops vom Max-Hünten-Haus
Ausführlicher Artikel von den Kollegen von Küstenrausch HIER
Ausführliche Informationen von der NABU HIER
Tipps zu Kranichbeobachtungspunkten
One thought on “Mit den Vögeln des Glücks im Abendrot – Kraniche auf Zingst”