Zu Helgolands Bewohnern und zur kulinarischen Spezialität der Insel gehört, neben dem Taschenkrebs, der Helgoländer Hummer. Um darüber mehr zu erfahren, treffen wir uns zur Führung an der Biologischen Anstalt am Südhafen. Komm doch einfach mal mit!
Wir sind eine kleine Gruppe von 8 Leuten und werden von einem freundlichen, jungen Mann und seinem Hund Flo in Empfang genommen. Er führt uns in eine Halle mit großen Plexiglasfenstern und Regalen mit vielen verschiedenen, rechteckigen Bottichen. Wir befinden uns in der Züchtungshalle des Biologischen Anstalt der Stiftung Alfred-Wegener-Institut.
Der Student, der mit uns die Führung macht, erzählt schnell, aber ausführlich und ich freue mich über so viele Informationen. Er berichtet von Erlebnissen seiner Arbeit und natürlich vom Helgoländer Hummer. Anhand einer Häutung stellt er das Tier und die Unterschiede zwischen Männchen und Weibchen vor. Dann erfahren wir mehr über das Leben der Krebstiere.
Helgoland und seine Hummer
Hummer verstecken sich in Höhlen und kommen nur Nachts zum Beutefang hinaus. Helgolands Klippen und der rote Sandsteinfels, mit vielen Versteckmöglichkeiten, bieten dem Hummer ein wunderbares Zuhause. In den 30er-Jahren waren es so viele, dass 300 Fischer mit dem Fang und Vertrieb beschäftigt waren. Laut einer Zeichnung aus dem Museum Helgoland sollen sie im Spitzenjahr 1937 87.000 Hummer gefangen haben. Heute haben nur noch 3 Personen eine Fanglizenz. Der Export ist nicht gestattet. Doch hier auf der Insel ist er auf der Speisekarte ab und an zu finden. Den meisten Urlaubern ist er aber zu teuer und daher hat sich doch der Taschenkrebs (bzw. seine Scheren, die Knieper) in den Restaurants besser durch gesetzt.
Das der Hummerbestand so rapide zurück gegangen ist, ist nicht verwunderlich. Mit der Bombardierung der Engländer auf Helgoland Anfang der 50er, haben auch die Hummer ihr zuhause verloren. Die Detonation hat sie hingerichtet. Nach der Neubesiedelung Helgolands konnten die Fischer bis heute nicht mehr alleine vom Hummerfang leben.
Der Liebesbote “Valentin”
Nun unterstützt das Institut mit der Hummerzucht die Vermehrung des blau-schwarzen Krebstiers. Besser gesagt, tut das zur Zeit der Hummermann “Valentin”. Der stattliche Liebesbote bekommt ab und an ein für seine Liebe empfängliches Weibchen ins Becken gesetzt. Liebevoll dreht er die Dame auf den Rücken und das Liebesspiel in Missionarsstellung beginnt. Aber aufgepasst! Hummer lieben sich hier nur mit Safersex: Valentins Knack- und Fangschere werden vor dem Akt mit Kabelbindern verbunden. Nicht das er aus Versehen vor lauter Leidenschaft etwas vom Weibchen abschneidet…
Unser Hummerführer erklärt uns mehr über die Häutung des Hummers.
Von der Mitte aus kriechen Sie aus ihrem kompletten Körperkleid, inklusive Scheren, Füßchen und sogar der Hornhaut, heraus. Um das zu Schaffen, wird das Tier durch Hormone butterweich. Anhand einer alten Schautafel (die gerne Mal erneuert werden darf 😉 ) wird uns der Verlauf einer Häutung gezeigt. Übrigens: Hat sich ein Weibchen gerade gehäutet, ist sie Empfängsnisfähig und darf zu Valentin ins Nachbarbassin.
Fängt eine Person mit Fanglizens ein trächtiges Weibchen, bringt er es in die Hummerstation. Jedes Weibchen bekommt ein gekennzeichnet Wasserbecken für sich. Die Kennzeichnung gibt Auskunft über den Fänger, Monat und Jahr des Fangs. Durch eine Abdeckung auf der grünen Wanne, wird der Hummerdame eine Höhle vorgegaukelt. Mit den Eiern unterm Bauch bzw. dem Schwanz, verstecken sie sich darunter.
Aus diesen Wasseraustauschwannen führen Schläuche, an deren Ende ein Sieb hängt. Hier werden die Hummerlarven aufgefangen und großgezogen. Leider gibt es diese erst im April zu sehen.
Hummerkinderstube
Doch auch wenn wir keine Larven zu sehen bekommen, gibt es einen Hummerkindergarten zu bestaunen. Die kleinen Kinderhummer sind bloß ca. 5 cm groß. Sogar Hummer können richtig niedlich sein. Ihre Aufzuchtbecken sind eher kleine Schachteln mit einer Plastikrollenhöhle, die so groß ist, wie ein Korken. Darin verstecken sie sich genauso gerne, wie die Großen. In der Natur schützt sie dieser Instinkt vor Fressfeinden. Das sollte also schon von kleinauf klappen, denn bald geht es raus aus der Schachtel in die große Weite Nordsee hinaus 😉
Hummerführung – Wir waren Samstags im Dezember um 14 Uhr da – Die Führung geht ca. 45 Minuten.
Karten für die Führung gibt es beim Tourismus-Service für 7,-€ / Erwachsener – Tourist Information, Lung Wai 28, 27498 Helgoland, Tel.: 04725 808 808, E-Mail: info@helgoland.de
Schöner Artikel aus der SHZ HIER
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